In der Ganzheitsmedizin ist die stetig und langsam bis ins Unermeßliche steigende Gluten- und Milchmenge, die Menschen in Wohlstandsgesellschaften verzehren, schon lange als Mitursache vieler entzündlicher Vorgänge in und um den Darm herum bekannt. Sog. Antinährstoffe (von Pflanzen gebildete Stoffe zur Abwehr von Freßfeinden), die vor allem in Süßgräsern wie Weizen, Roggen u. Gerste vorkommen, aber auch Lektine, Saponine, Phytinsäure, das Casein der Tiermilch u.a. (siehe Tabelle), schädigen auf vielfältige Weise die Darmschleimhaut. Die ständige Reizung durch die heute übliche große Verzehrmenge dieser Stoffe führt schließlich zu einer vermehrten Durchlässigkeit der Darmwand für körperfremde Stoffe (sog. „leaky-gut-Syndrom“).
Auf diese Art gelangen zahlreiche Stoffe aus dem Nahrungsbrei in unseren Organismus, die sonst durch eine intakte Darmwand zurückgehalten würden. Es handelt sich dabei hauptsächlich um zahlreiche unterschiedliche Eiweiße, die im Körper überall zu Entzündungsreaktionen führen können und die das Immunsystem massiv belasten. Dies bereitet den Boden für chronisch entzündliche Erkrankungen und für alle Autoimmunerkrankungen vom Asthma über Neurodermitis bis zur Schilddrüsenerkrankung.
Während das Wissen, um geeignete Nahrungsmittel bei uns immer mehr schwindet, nehmen Diagnosen wie „Reizdarm“, „leaky gut“, „Autoimmunkrankheit“ etc. stetig zu.
Eine Auflistung der wichtigsten bekannten die Darmwand schädigenden Stoffe finden Sie hier. Die Vielfalt dieser Stoffe sollte Sie jedoch nicht zu dem Schluß führen, daß man eigentlich auf gut die Hälfte unserer gewohnten Lebensmittel verzichten müsse. Wie immer kommt es ganz entscheidend auf die Menge an. Kleine Mengen der genannten Antinährstoffe kann ein gesunder Darm gut vertragen (ein bereits geschädigter nicht!). Daran wurde er im Laufe der Evolotion gewöhnt. Heute enthält ein durchschnittliches Brötchen jedoch ca. 40 mal soviel Gluten wie vor 20 Jahren! Der Glutengehalt des Weizens wurde gentechnisch so massiv erhöht, um die Gehzeiten bei der Verarbeitung des Teigs zu reduzieren. Gluten ist eine Gruppe von Eiweißen, die auch „Klebereiweiß“ genannt werden, da sie den Teig so schön fluffig machen. Das Gluteneiweiß des Weizens wird als Gliadin bezeichnet.
Casein, ein Eiweiß, das in allen Tiermilchen zu finden ist, sieht dem Gluten chemisch sehr ähnlich und hat in größerer Menge eine genauso schädigende Wirkung auf die Darmwand.
Stellen Sie sich vor, Gluten und Casein seien kleine Pfeilspitzen, die auf Ihre Darmwand einprasseln. Einen Teelöffel kleine Pfeilspitzen kann ein gesunder Darm am Tag vielleicht verkraften. Wenn Sie aber über Jahre täglich viele Schüsseln voll Pfeilspitzen täglich auf den Darm loslassen (Brot, Brötchen, Nudeln, Pizza, Gebäck, Kuchen, Milch, Joghurt, Käse usw.), dann hat das verschiedene unschöne Folgen:
Folgen der Gluten- und Casein-Belastung:
Es kommt zu einer Mikroentzündung der Darmschleimhaut. Deren Ausmaß messen bei Ihrer Laboruntersuchung über den Zonulinwert. Durch diese stetig schwelende Mikroentzündung verändert sich der pH-Wert und das gesamte Millieu für die Bakterien der Darmflora. Für vielfältige Aufgaben im Mikrobiom des Darms wichtige Bakterien verschwinden zunehmend und eher ungünstige Stämme vermehren sich. Vor allem kommt es zu einer drastischen Zunahme gasbildender Bakterien, die eine Unmenge an Darmgasen produzieren und so den Darm mächtig aufblähen können.
Bei manchem kommt es mit der Zeit zu Druckgefühl, Bauchweh, Blähungen, Durchfällen ect., andere haben sich schon so an diesen Zustand gewöhnt, das sie ihren bei mir in der Untersuchung bemerkten massiv geblähten Bauch als „normal“ erachten.
Ein fast ständig geblähter Bauch ist aber immer ein deutlicher Hinweis auf eine zu hohe Antinährstoff-Belastung des Darms!
Das Ungleichgewicht der Darmflora und die stehte Reizung der Darmschleimhaut führen zu einer deutlichen Verschlechterung der Verdauungsleistung. Nahrung kann nicht mehr ausreichend aufgespalten werden, lebenswichtige Mikronährstoffe können nur in viel zu geringen Mengen aufgenommen werden. Der zunehmende Mangel an Vitaminen, Mineralstoffen und anderen essentiellen Nahrungsbestandteilen hat Auswirkungen auf den gesamten Organismus und ist die Basis für die Entstehung zahlreicher chronischer Beschwerden und Erkrankungen.
Eine weitere langfristige Folge der Darmwand-Dauerreizung ist die zunehmende Durchlässigkeit der Darmwand für Stoffe, die eigentlich nicht in den Körper gehören – das oben erwähnte leaky-gut-Syndrom. Meist sind es wiederum Eiweißstoffe, die so ins Blut gelangen und gegen die unser Immunsystem aktiv vorgehen muß. Das kostet Energie, belastet und schwächt das Immunsystem und führt leicht zu Autoimmunreaktionen, Allergien oder chronischen Infekten.
Casein und Gliadin wirken wie Morphin:
Oft reichen schon einige gluten- und milchfreie Wochen, die Substitution von Omega-3-Fettsäuren (zur Abheilung der entzündlichen Vorgänge) und Vitamin-D (die meisten Kinder haben hier gravierende Mängel, die mit zu den Symptomen beitragen) – und viele Kinder sind „oh Wunder“ wieder völlig gesund und beschwerdefrei.
Gluten, Casein und Hashimoto:
Und was ist Zöliakie?
„Zöliakie“ ist eine Mischung aus Allergie und Autoimmunerkrankung. Sie führt zu einer Zerstörung von Dünndarmschleimhaut in Abhängigkeit der Glutenaufnahme. Zöliakie wird durch die endoskopische Entnahme von Gewebsproben aus dem Dünndarm eindeutig diagnostiziert. Sie ist derzeit nur durch glutenfreie Ernährung symptomatisch zu behandeln und nicht heilbar.
Was kann ich tun?
Die Erfahrung zeigt leider, daß bei schon bestehender Reizung der Darmschleimhaut (erkennbar an einem erhöhten Zonulinwert und einem geblähten Bauch) ein einfaches Reduzieren von Gluten und Tiermilchprodukten nicht aussreicht, um die Darmwand vollständig zur Abheilung zu bringen.
Zielführend ist allein ein kurmäßiger kompletter Verzicht auf diese Reizstoffe über zwei bis drei Wochen. Zuvor sollten alle Mikronährstoffmängel im Labor gesucht und durch die Einnahme entsprechender Nahrungsergänzungen behoben werden. Die Darmzellen reagieren sehr empfindlich auf solche Mängel und ohne genügend entzündungshemmende Nährstoffe (wie z.B. die Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA) heilt die Darmwand nicht ab!
Unterstützend kann während des Verzichts auf Gluten und Tiermilchprodukte ein breit angelegtes Probiotikum gegeben werden. Wichtig ist darüber hinaus ausreichend Bewegung, Ruhephasen und Schlaf.
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