Hier habe ich mal einige Infos und Materialien zum Thema Schilddrüsenerkrankungen gesammelt. Sie sollen die häufigsten Fragen beantworten, die mir in der Sprechstunde gestellt werden.
Schilddrüsenwerte
Das TSH (Schilddrüsenstimulierendes Hormon) wird vor allem (aber nicht nur) von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) ausgeschüttet, um die Schilddrüse zur vermehrten Produktion von Schilddrüsenhormon anzutreiben.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist das Gehirn mit der Stoffwechselleistung nicht zufrieden und regt die Schilddrüse über die TSH-Erhöhung zur vermehrten Arbeit an. Dann messen wir einen deutlich erhöhten TSH-Wert und einen niedrigen Wert für das Schilddrüsenhormon, das die Schilddrüse bei einer Unterfunktion ja nicht genügend produziert. Außerdem haben Sie dann Symptome wie Müdigkeit, Trägheit, Gewichtszunahme, Verstopfung, depressive Stimmung usw.
Es gibt aber noch zahlreiche andere Situationen, in denen der TSH-Wert erhöht ist ohne, daß dies an einer mangelhaften Schilddrüsenhormonproduktion liegt. Deshalb ist die alleinige Bestimmung des TSH-Wertes für Therapieentscheidungen oder gar die Abklärung der Schildrüsenfunktion zu wenig und medizinisch sinnlos!
In folgenden Situationen kann der TSH-Wert erhöht sein, ohne das eine behandlungsbedürftige Schilddrüsenunterfunktion vorliegt:
- Adipostias: Bei hohem BMI kommt es auch zu einer meist leichten und nicht behandlungsbedürftigen TSH-Erhöhung
- Jodsubstitution: Wenn das Gehirn nach längerem Jodmangel wieder ausreichend mit Jod versorgt wir, dann steigt der TSH-Wert oft über die obere Normgrenze. Dies hat etwas mit dem Hirnstoffwechsel und nicht mit der Schilddrüse zu tun. In der Regel kehren die TSH-Werte nach ca. 12 Monaten Jod-Substitution wieder in die Mitte des Normbereichs zurück.
Die längerfristige Einnahme von Säureblockern wie Pantoprazol o. Omeprazol führt zu einer TSH-Erhöhung aufgrund einer gestörten Aufnahme des eingenommenen L-Thyroxins. Hier muß die Dosis ggf. angepaßt werden. Siehe auch → „Einnahme von Schilddrüsenhormon“ → „Verträglichkeit mit anderen Medikamenten“ → „Säureblocker“.
Einnahme von Schilddrüsenhormon
Verträglichkeit mit anderen Medikamenten
Kurzfristig (max. 3-4 Wochen) können Sie L-Thyroxin und einen Säurblocker morgens nüchtern zusammen nehmen. Länger sollte ein Säureblocker sowieso nur in besonderen Ausnahmefällen eingenommen werden, da dies zu erheblichen langfristigen Nebenwirkungen und Gesundheitsschäden führt.
Durch die Blockade der Magensäure und damit einer erheblichen Einschränkung der Verdauungsfunktion wird auch das Schilddrüsenhormon nur noch unvollständig über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen. Damit geht mittelfristig eine Unterversorgung mit Schilddrüsenhormon im Sinne einer Unterfunktion (Hypothyreose) einher. Es werden dann erniedrigte Werte für fT3 und fT4 gemessen, etwas später steigt auch der TSH-Wert. Ggf. muß die Dosis an Schilddrüsenhormon dann erhöht werden.
Bei gleichzeitiger Einnahme von Schilddrüsenhormon und Säureblocker muß Ihr Therapeut also folgende Fragen klären:
- Ist die Einnahme von Schilddrüsenhormon medizinisch begründet und notwendig? (Das ist sie oft eben nicht!)
- Ist die längerfristige Einnahme eines Säureblockers medizinisch begründet und notwendig? (Das ist sie nur in ganz wenigen Ausnahmefällen!)
- Kontrolle von fT3 u. fT4 nach 4 Wochen kombinierter Einnahme.
- Treten im zeitlichen Zusammenhang mit der kombinierten Einnahme Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion auf?
- Kontrolle des TSH-Wertes nach 3 Monaten.
- Ggf. Anpassen der Schilddrüsenhormondosis.
Unter hormoneller Verhütung sollten die Schilddrüsenwerte regelmäßig kontrolliert und Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion erkannt werden.
Ggf. muß die Einnahmedosis an Schilddrüsenhormon gesteigert werden.
Die Pille und andere künstliche Hormone verursachen Störungen im Hormonhaushalt, die zur vermehrten Bildung des sog. Sexualhormonbindende Globulins führen. Dieses bindet auch das Schilddrüsenhormon im Blut, so daß weniger davon in den Zellen zur Wirkung kommt.
VORSICHT: Umgekehrt muß bei Absetzen der hormonellen Verhütung auf Zeichen einer Überfunktion geachtet und die Einnahmedosis entsprechend verringert werden!
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